Das Kontaktkaffee ruht
Rückblick auf acht Jahre gelebte Integration
Gemeinschaft,Gruppen,Soziales
Über das Thema Asyl und Flüchtlinge wird nach wie vor täglich in den Medien berichtet und dargestellt wie viele „Illegale" unser Land „heimsuchen" und angeblich unseren Wohlstand und unsere Kultur gefährden. Eine Meinung, die immer noch herumerzählt wird ohne dafür je einen Beweis anzutreten.
Im Kontaktkaffee konnten wir, eine Gruppe „Einheimischer", in den letzten acht Jahren die wahren Lebenswelten vieler geflüchteter Menschen kennen lernen. Wir trafen uns jeden Dienstag in den Jugendräumen der Pfarre um Geflüchteten und Asylwerber:innen beizustehen in der neuen, oft sehr rauen österreichischen Wirklichkeit und nahmen uns Zeit, die Nöte und Wünsche dieser Menschen zu verstehen. Wir begleiteten sie zu verschiedenen Ämtern und zu Verhandlungen beim Verwaltungsgericht in Wien. Formulare wurden erklärt und gemeinsam ausgefüllt. In vielen Stunden Unterricht wurden die Deutschkenntnisse verbessert und auf Prüfungen hingearbeitet. Welche Freude, wenn wieder eine Stufe im Sprachniveau bewältigt war! Der Wertekatalog, den die Integrationsprüfung vorschreibt, war oft Thema von Gesprächen. Neben diesen wichtigen und praktischen Hilfestellungen war vor allem das unbeschwerte Plaudern, das gemeinsame Essen, Spielen und Musizieren, also die schönen freundschaftlichen Begegnungen eine große Bereicherung für uns alle! Geburtstage und Feiertage der verschiedenen Religionen und Kulturen wurden miteinander festlich gestaltet, jeder erlösende positive Asylbescheid wurde gefeiert!
Gleichzeitig öffneten sich damit neue Aufgabenfelder: Wohnung und Arbeit mussten gefunden werden. Bis zum Asylbescheid waren alle in Flüchtlingsunterkünften untergebracht und durften nicht arbeiten. Jetzt hieß es selbst auf die Beine zu kommen, und auch dabei standen wir mit Rat & Tat zur Seite. Wir führten Verhandlungen mit Vermieter:innen, begleiteten die Leute manchmal zur neuen Arbeitsstelle. Besonders erfreulich war, wenn für Jugendliche eine Lehrstelle gefunden werden konnte.
Das Flüchtlingsheim Völs im alten Feuerwehrhaus ist nun schon längere Zeit geschlossen. Einige ehemalige Flüchtlinge sind ins Dorf zugezogen oder haben ihren Arbeitsplatz in der Nähe. Die Menschen, die wir begleiteten, sind jetzt einigermaßen angekommen und arbeiten an ihrer Zukunft in Österreich. Wir stehen mit vielen weiterhin in Kontakt und helfen, wenn es notwendig ist. Die Anlaufstelle Kontaktkaffee hat aber in den letzten Monaten an Bedeutung verloren. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, das Kontaktkaffee ruhend zu stellen.
Rückblickend war es, wenn auch nicht immer einfach, eine erfüllte, lehrreiche und schöne Zeit. Der Dank gilt besonders Pfarrer Christoph, der uns immer unterstützte und die Räume zur Verfügung stellte; den Verantwortlichen der Marktgemeinde, von Sozialsprengel und Freiwillig für Völs; der Vinzenzgemeinschaft; den treuen Mitarbeiter:innen im Kontakt Cafe und nicht zuletzt den Cafe-Besucher:innen aus vielen Ländern dieser Welt.
Mit euch allen wurde ein Stück gelebte Integration möglich!
